"aus privatbesitz" 

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"AUS PRIVATBESITZ" 

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Sehr bedeutendes bureau de pente, Louis XV, Frankreich, Paris, circa 1735–1740, signiert von Pierre IV Migeon (1696–1758). Bois de violette, Satinholz, Ebenholz, Amarant und Ebenholz, furniert, gefriest und in bois de bout eingelegt. Längsformatiger, allseitig furnierter Korpus zum Freistellen. Wellig ausgeschnittene Zarge und wenig ausstehende Beine in Sabots. Die Front des Unterbaus mit Beinfreiheit, darüber eine Längsschublade, deren innerer Boden die Stempelsignatur des Meisters trägt. Über dieser Schublade eine angedeutete Schublade, deren Inneres die Geheimlade eines Bodenfachs versteckt. Seitlich beider Schubladen je ein Schrankfach. Abklappbare Schreiblade mit goldgeprägtem Ledereinsatz. Das Innere überaus reich und fein gestaltet in getreppter Anordnung von sechs grossen und zwei mitt­leren, wenig kleineren Schüben. Durch Verschliessen des unteren Mittelfaches wird die Geheimlade verriegelt. Über den Schüben mit drei Briefkompartimenten. Die unterste Schublade rechts mit Tinteneingerichte aus vergoldeter Bronze. Das Innere der Schubladen mit originaler Beizung in violettem Farbton. Ausziehbare, schmiedeeiserne Holme zum Stützen der Schreiblade. Rundum überaus fein und elegant gefrieste Flächen, umrahmt von sehr feinem Bandwerk. Die Schreiblade mit Rankenwerk und Blumen in bois de bout eingelegt. Prächtige, sehr fein ziselierte und feuervergoldete Zierbronzen in Form von Schlüssellochzierden, Sabots, Chutes und Zuggriffen. 105:112:49 cm.

Provenienz: Aus altem Privatbesitz Das hier angebotene bureau de pente, um 1735–1740 entstanden, ist wohl eines der frühesten Beispielen dieses beliebten Typus eines Schreibmöbels der frühen Louis-XV-Zeit und trägt die Signatur von Pierre IV Migeon (1696–1758), einem der berühmtesten Pariser Ebenisten des 18. Jahrhunderts. In der Juniauktion 1997, fand sich bei Sotheby’s Zürich, aus einer Baden-Badener Sammlung und ehemals aus der Sammlung Bernhard Berghaus stammend, ein bureau de pente, welches wir hier zum Vergleich abbilden und von dem wir dank dem hier angebotenen Möbel nun wissen, dass es sich ebenfalls um eine Arbeit der Migeon-Werkstatt handelte. Beide Möbel sind von identischem Typus und weisen auch im Innern eine identische Handschrift auf. Sogar die Beschläge sind aus gleicher Werkstatt. Beide Möbel gehören, zusammen mit einem bureau de pente aus der Sammlung James A. de Rothschild in Waddesdon Manor, zu den frühesten Beispielen dieser Möbelgattung überhaupt, die sich besonders in der Zeit zwischen 1745 und 1770 grösster Beliebtheit erfreute und eine grosse Entwicklung erlebte. Alle drei Möbel, das hier angebotene, das Schreibmöbel aus der Berghaus-Sammlung und jenes in Waddesdon Manor, weisen schmiedeeiserne Stützholme auf, wie wir sie an Pariser Schreibmöbeln der 1730er-Jahre vorfinden, wie sie später aber kaum mehr vorkommen. Der Ebenist A.R. Gaudreaux lieferte im Jahre 1733 für das Cabinet de Retraite in Schloss Marly ein bureau de pente für den Gebrauch der Königin mit einer Schreibfläche, welche als «suporté par deux tirans mobiles de fer, à boutons de cuivre argenté» beschrieben wurde. Ähnliche Schreibmöbel wurden dem Hof in den Jahren 1736–1738 geliefert, ab 1745 verschwinden diese ausziehbaren Holme. Pierre Migeon entstammte einer der bedeutendsten Ebenistenfamilien und erhielt in den Jahren der Entstehung unseres Möbels erste Aufträge von der Krone. Migeon genoss die bedeutende Protektion der Marquise de Pompadour, die ihm wichtigste Aufträge vermittelte. Ein secrétaire en pente von Migeon, mit Schlüssellochzierden in gleicher Manier und einem Furnierbild von gleichermassen hoher Qualität, fand sich auf der Auktion bei Christie’s Monaco, vom 5.12.1993, Los Nr. 181. Die sehr selten vorkommenden Sabots, wie sie unser Möbel aufweist, fanden sich an einer Kommode von Jacques Dubois, der als Unterakkordant ebenfalls für Migeon arbeitete, auf der Auktion bei Christie’s Paris, vom 17.11.2010, Los Nr. 214. Vergleiche: Sophie Mouquin, Pierre IV Migeon, Paris, 2001 für verwandte Möbel des Meisters und Marketerien in bois de bout. Geoffrey de Bellaigue, The James A. de Rothschild Collection at Waddesdon Manor, London, 1974, Band I, Objekt Nr. 59, für den verwandten Sekretär

Nr. 119
12000.– / 15000.–
Zuschlag: 0.–

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